Gitarrensaiten

Hier kann man etwas über Saiten lernen:

 

  • Nylonsaiten
  • Stahlsaiten
  • Umspinnung, warum?
  • Saitenstärke
  • Saiten richtig aufziehen, Verstimmen vermeiden
  • Saiten, die reißen

 

 

Das Wichtigste an der Gitarre (neben dem Spieler, natürlich!) sind die Saiten!

 

Sie schwingen und erzeugen damit einen definierten Ton, den sie dann über den Steg an die Decke, damit an den Rest der Gitarre und evtl. nachgeschaltete Tonabnehmer, Verstärker und Lautsprecher weitergeben.

 

Zwei Grundtypen sind erst einmal zu unterscheiden: Nylon- und Stahlsaiten. Wie auf der Seite Gitarrentypen schon erwähnt, kommen Nylonsaiten auf sog. Klassikgitarren zum Klingen, ebenso auf ihren "proletarischen Vettern", den Wanderklampfen.

 

Nylonsaiten waren vor der Erfindung des Nylons, also des Plastiks, aus Darm bzw. Sehnen von Tieren, man darf annehmen, dass es sich bei dieser Erfindung um eine sehr segensreiche für die Musik gehandelt hat. Für das Schwingungsverhalten einer Saite sind nämlich insbesondere 2 Faktoren wichtig:

 

seine Dicke und damit Masse

der Zug, der auf die Saite ausgeübt wird

 

Für beide Faktoren war die Erfindung von Saiten aus Kunststoffen eine entscheidende Verbesserung, da diese sich unter sehr viel konstanteren Bedingungen herstellen lassen als Produkte aus Naturstoffen: eine gleichbleibende Dicke und damit Zugfestigkeit war damit erstmals gesichert. Außerdem nahmen Darmsaiten die Feuchtigkeit der Luft auf und veränderten dabei ihre mechanischen und schwingstechnischen Eigenschaften.

 

  Laien meinen oft, dass Konzert- bzw. Wandergitarren sowohl mit Kunststoff- als auch mit Metallsaiten bespannt sind, weil die dickeren, tieferen mit Metalldraht umwickelt sind.

Irrtum: die Nylonseele, also das, was die Zugkraft beim Spannen aufnimmt, ist mit einem oder mehreren Metalldrähten umsponnen bzw. umwickelt, um ihre Masse zu erhöhen und damit den Ton tiefer zu machen, denn eine schwerere Saite klingt bei gleicher Spannung tiefer!

 

Diese Information ist besonders für "einen Anfänger auf der Gitarre..." (E, A, D, G, h, e, ja, ja, ja...) sehr wichtig, falls sie mal die Lust verspüren, ihre Klampfe mit Metallsaiten "aufzubessern": Metallsaiten müssen viel stärker gespannt werden als Nylonsaiten, um auf die gleiche Tonhöhe zu kommen, spätestens nach ein paar Tagen ist der Hals krumm wie ein Flitzebogen und die Gitarre reif für den Sperrmüll oder das Lagerfeuer! Eine Stahlsaite soll den Zug von 10 kg haben!

 

"Stahlsaiten" werden in verschiedensten Variationen angeboten: Nickel, Silber, Bronze und ich weiß nicht was! Meistens handelt es sich um Metalllegierungen, oder auch "nur" um Stahl mit einer entsprechenden Oberfläche, die galvanisch veredelt wurde. Hier kann ich gar keinen Rat geben was besser klingt, Ausprobieren ist angesagt!

 

Wie oben schon erwähnt, werden Saiten, die tiefer klingen sollen, zusätzlich mit Draht umsponnen. Warum, fragt sich der Laie, nimmt man nicht einfach dickeren Stahl bzw. Nylon, schließlich ist das Umspinnen technisch ein ziemlich kompliziertes Verfahren, das bestimmt viel Geld kostet?

Gitarren-Stahlsaite, die sogar 3 mal umsponnen wurde
Diese Saite wurde sogar 3 mal umsponnen!

Die Antwort: Je dicker eine Saite ist, um so steifer ist sie auch! Deshalb ist die effektiv schwingende Länge einer Saite nicht identisch mit dem Abstand zwischen Steg und Sattel, genauer: je steifer sie ist, desto mehr weicht die schwingende Länge von der teoretisch möglichen ab. Deshalb steht der Steg bzw. die Stegeinlage besonders einer Stahlseitengitarre auch etwas schräg, d.h. die hohe e-Saite hat eine etwas kürzere Mensur als die tiefe E-Saite. Zudem haben manche Stegeinlagen noch zusätzlich verschieden gefeilte "Abrisskanten", um den praktischen Gegebenheiten etwas entgegenzukommen, besonders die h- (blank) und die g- Saite (umsponnen) tanzen da öfters aus der Reihe!

 

Mit dem oben Erklärten müsste aber vor allem eines klar geworden sein: Die Tonhöhe einer schwingenden Saite ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig:

 

der Spannung der Saite (beeinflussbar durch die Stimmmechaniken)

der Masse der Saite (Material, Umspinnung, Dicke)

Länge der schwingenden Saite (abzüglich des nichtschwingenden Teil wegen Steifheit, ausgleichbar am Steg bzw. der Stegeinlage)

verschiedene andere Faktoren wie Verformbarkeit des Halses bzw. der Decke der Gitarre, die die Mensurlänge der Saite beeinflussen, Saitenlage (die beim Niederdrücken die Spannung verändern) usw., usw....

 

Jetzt müsste auch klar sein, warum es DIE "bundreine " Gitarre nicht gibt! Schließlich liegt es im Ermessen des Besitzers, wann er welche Saiten aufzieht, der Gitarrenbauer kann aber eine bundreine Gitarre nur für einen bestimmten Satz Saiten, bei einer definierten Luftfeuchtigkeit wirklich "bundrein" bauen.

 

Außerdem kann der Gitarrenbauer nicht wissen, ob Ihr Euer Instrument vorwiegend in der Mitte eines künstlich klimatisierten Wohnblocks aufbewahrt und benutzt oder von Lagerfeuer zu Lagerfeuer zieht, die Klampe zwischendurch immer wieder ins feuchte Gras hinter Euch legt, wo dann Eure mehr oder weniger alkoholisierten Zuhörer eventuell reintreten oder noch schlimmere Sachen machen!

 

  Saiten müssen in regelmäßigen Abständen gewechselt werden, abhängig wie oft gespielt wird, ob mit sauberen oder mit verschwitzten Händen, und natürlich vom eigenen Anspruch an den Klang. Nur Anfänger wechseln bei einem monatealten Satz Saiten nur die eine aus, die gerade gerissen ist. Eine Fünfhundert-Euro-Gitarre mit alten Saiten klingt im Vergleich mit einem Sperrholzteil aus dem Kaufhaus für 100 Euro mit frischen Saiten wie Müll, das merkt Ihr sofort, wenn Ihr mal die Investition von 5 bis 10 Euro für einen neuen Satz macht! Vielleicht sollte man ja beim Kauf gleich noch 2 bis 3 Ersatzsaiten mitnehmen, die am ehesten reißen, in der Regel die hohe e- und die (umsponnene) g-Saite, dann hat man am Lagerfeuer oder beim Auftritt gleich Ersatz dabei!

 

Was lässt Saiten altern? Zunächst Korrosion, z.B. schnöder Rost bei Stahlsaiten. Ebenso Schmutz, der sich zwischen die Vertiefungen der Umspinnung setzt. Häufig habe ich auch schon Saiten (meist g-Saite bei Nylonsaiten) gesehen, die regelrechte Lücken in der Umspinnung hatten in der Nähe der ersten 3 Bundstäbchen. Gerade im letzteren Fall geht das mit deutlicher Klangverschlechterung einher, und die Gitarre lässt sich nicht mehr befriedigend stimmen ("Nicht mehr bundrein!", schimpft dann der Laie).

 

Vor dem Saitenwechseln sollte man sich klar darüber sein, welche Saitenstärke man aufziehen möchte. (Ich spreche hier nur über Western- und E-Gitarren, für Konzertgitarren fehlt mir die Erfahrung). In der Regel werden die Saitenstärke in "inch" angegeben, der Einfachheit halber unterscheidet man Saitensätze oft nur nach der Stärke der dünnsten, der e-Saite. Die meisten Westerngitarren werden ab Werk(statt) mit einem 0.012er oder 0.013er Satz ausgerüstet. Die sind schon ganz schön dick und hart zu greifen (obgleich sie als "Light" oder "Extra Light" bezeichnet werden!). Aber eine straff gespannte Saite klingt einfach lauter und besser als eine schlabberige! E-Gitarren haben oft nur 0.009 oder sogar 0.008er Saiten, die lassen sich so schön ziehen! Aber sie brauchen ja auch keine Holzdecke zum Schwingen bringen.

 

Dünnere Saiten brauchen nicht so stark gespannt zu werden, um auf ihren definierten Ton zu kommen, ziehen daher auch nicht so stark am Hals und an der Decke. Das kann entscheidende Auswirkungen auf die Saitenlage haben, d.h. den Abstand zwischen Saite und Bundstäbchen! Die Saitenlage hat auch entscheidenden Einfluss auf die (eigentlich falsch bezeichnete) "Bundreinheit", da die Saite beim Herunterdrücken zusätzlich gespannt wird und dabei höher klingt als der theoretisch zu erwartende Ton. Außerdem muss man bei dünnen Saiten viel genauer greifen, um sauber zu intonieren.

 

Abgesehen von der finanziellen und zeitlichen Investition werden besonders Anfänger vom Saitenwechsel häufig abgehalten, weil diese sich danach sofort wieder verstimmen, oft wochenlang!

Das muss nicht so sein, wenn man ein paar einfache Tricks beherrscht. Zunächst einmal muss man sich klar sein, warum sich die neuen Saiten verstimmen:

 

Schlecht befestigte Saiten können am Stimmwirbel oder am Steg nachrutschen! Wie man das vermeidet, sieht man unten:

Saite wie ein "Z" durch den Stimmwirbel führen,
danach das Ende unter die Saite fädeln, wo sie in die Bohrung eintritt.

Saite wie ein "Z" durch den Stimmwirbel führen,

danach das Ende unter die Saite fädeln, wo sie in die Bohrung eintritt.


Diese Methode klemmt die Saite fest und verhindert gleichzeitig auch den Bruch der Saite an dieser kritischen Stelle!)

 


Nylonsaiten am Steg
Nylonsaiten am Steg

 

 

 

Nylonsaiten am Knüpfsteg nicht unnötig "verzwirbeln", umsponnene werden nur einmal am unteren Ende des Stegs unter das Saitenende geklemmt, glatte Saiten 2 x

Einführing Stahlsaite im Steg

 

Bei Westerngitarren mit Haltepins die Saite nur so weit wie unbedingt nötig einführen, Pin zunächst nur locker einsetzen, Saite etwas ziehen, danach erst den Pin fest eindrücken.

Wer schlanke Arme hat, kann auch durch das Schallloch fühlen, wie die Saite und der Pin innen sind.

Ebenfalls ein typischer Anfängerfehler ist, die komplette Saitenlänge auf die Wirbel zu wickeln (nach dem Motto: Was ich bezahlt habe, wird auch aufgebraucht!), die Windungen können später ineinander rutschen. Ein bis zwei Windungen reichen! Den Rest abzwicken und zur Kopfplatte hin umbiegen, ist besser für die Augen der Mitspieler und der eigenen Fingerkuppen!

 

Alle Saiten dehnen sich nach dem Aufziehen noch (Nylonsaiten viel mehr als Stahl-S.), verlieren dabei an Spannung und klingen dann tiefer.

Problemlösung: das Ausdehnen kann man stark beschleunigen, wenn man sie nach dem Aufziehen stark zieht, d.h. ungefähr in der Mitte zwischen Sattel und Steg einige Zentimeter vom Hals wegziehen, nach dem Nachstimmen einige Male wiederholen. Zugegeben: man benötigt dafür einiges Gespür, sieht auch ziemlich brutal aus, manchmal reißt dabei auch mal `ne Saite, die wäre aber vermutlich in der nächsten Zeit beim Spielen sowieso gerissen.

 

Apropos gerissene Saiten: passiert das immer wieder, besonders beim oder kurz nach dem Saitenwechsel, dann stimmt wahrscheinlich was mit der Gitarre nicht! Vermutlich sind da, wo sie reißt, zu scharfe Kanten! Vorsichtiges Feilen oder Schmirgeln kann Abhilfe schaffen. Bei neuen Gitarren: Reklamieren!

 

Man sollte stets bedenken: Saiten sind Verbrauchsmaterialien, hier zu sparen lohnt sich nicht!

 


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